Heute vor 16 Jahren hat Rachel Candall-Crocker den Tag erschaffen, damit wir nicht nur um Tote trauern, sondern auch die Lebenden ehren. Denn darum soll es an dem Tag gehen. Ein Tag, an dem eine besondere Sichtbarkeit für die trans Community bringen soll.
Es geht für trans Menschen darum, zu zelebrieren, dass wir am Leben sind und zu zeigen, was wir geschafft haben. Es geht auch darum, Vorbild zu sein für die, die noch im Schrank versteckt sind.
Sicher ist es wichtig, dass wir am 20. November am trans Day of Remeberence an unsere Toten denken und uns bewusst machen, wie schnell auch wir hätten alles verlieren können. Viele derer, die wir verlieren, sind verloren, weil es zu wenig sichtbare Vorbilder in der Gesellschaft gibt.
Wir zählen noch immer zur Minderheit. Oft heißt ein Comming out den Verlust von Familien und Freunden.
Unsichtbarkeit tötet
Aktuell ist die Brisanz noch stärker denn je. In den USA haben sich die Gesetze verändert und es werden rasant und schnell alle möglichen Unterstützungen für trans Menschen eingestellt. Wie zum Beispiel in Iowa, da haben trans Menschen nicht mal mehr Grundrechte. In Texas und Florida dürfen trans Menschen nicht mal auf die Toilette gehen.
Es werden die einfachsten Grundrechte genommen, wie zum Beispiel das Recht seinem Land als der Mensch zu dienen, der man nun mal ist. Es wird so getan, als würden wir uns das aussuchen, als wären wir einfach nur verschroben oder krank.
Was noch viel schlimmer ist, ist, dass Donald Trump sogar die Geschichte neu schreiben lässt – trans Geschichte! Er hat trans Menschen aus dem Mahnmal vom Stone Wall Inn entfernen lassen, obwohl ein trans Mann den Kampf angefangen hat. Weil er laut war und fragte: „Und das lasst ihr euch so einfach gefallen?“ Als mal wieder eine grundlose Razzia von der Polizei war.
Wenn man sich jedoch auf Social Media umsieht, dann sieht man, dass vor allem weiße cis schwule Männer gerne von Marsha P Johnson sprechen, aber von Stormé DeLaverie - einem trans Mann, der den Kampf anfing, spricht keiner.
Wenn man schwule cis Männer darauf hinweist, dass da ein Fehler ist, wird man blockiert oder es kommt nichts mehr. ES wird einfach darüber weggegangen und mich ärgert das maßlos.
Der Plan
Ich habe darüber nachgedacht, wie ich oder was ich machen kann. Ich kann Social Media und ich kann Journalismus und deswegen entsteht hier dieses trans Mannmagazin.
Warum sage ich explizite trans Mann und nicht einfach Transgender im Allgemeinen? Nun ich bin ein trans Mann und das ist das, worüber ich sprechen kann. Ich werde mir nicht anmaßen, über die Erfahrungen einer trans Frau zu schreiben, denn damit kenne ich mich nicht aus. Auch bei nicht binären Personen kenne ich mich nicht gut aus, weswegen ich da auch wenig zu schreiben oder sagen kann.
Der größte Unterschied, den ich bemerkt habe, zwischen trans Männern und trans Frauen – trans Frauen haben von frühster Jugend gelernt, Raum einzunehmen und das auch sehr laut. Das ist nichts Schlechtes, versteht mich bitte nicht falsch, das ist jedoch etwas, was trans Männer nicht gelernt haben. Wir wurden weiblich sozialisiert und Mädchen wird gesagt, sie sollen lieb, brav und ruhig sein.
Es wird Zeit, Raum einzunehmen
Schon länger habe ich den Traum von einem eigenen Magazin und den erfülle ich mir jetzt. Ich kann damit sogar noch etwas bewirken, denn ich arbeite hier auf Spendenbasis und 50 % der Spenden möchte ich darauf verwenden, um trans Menschen in Not zu helfen. Sei es ihnen zu helfen, einen Umzug zu finanzieren in einen sicheren Bundesstaat oder sicheres Bundesland, Medikamente, Hilfsmittel oder auch Operationen.
Gleichzeitig bekomme ich die Möglichkeit, trans Männern ein wenig ihrer Geschichte und Identität zurückzugeben. Denn das ist ein Teil, den ich abdecken werde, genauso wie ich die Gegenwart mit Gesetzen und politischen Entscheidungen journalistisch betreuen werde.
Zu guter Letzt wird das ein mitmach Magazin. Ich freue mich, wenn ihr mit in meinen Podcast wollt oder auch Artikel schreiben wollt. Ich hoffe, es gibt einige, die Lust haben, dass wir gemeinsam Raum einzunehmen – Raum, der uns zusteht. Es wird keiner kommen, um uns diesen zu schenken. Zusätzlich schaffen wir damit etwas, wo zukünftige trans Männer hinschauen können und sagen können wow, da sind Vorbilder und wenn die das konnten, dann schaffe ich das auch.